Beiträge getaggt mit TutorInnen-Qualifizierung

Karstens Rückblick auf zwei Semester in der Projektgruppe E-Learning

Blended-Learning-Angebote werden nur dann besser, wenn ein Erfahrungsaustausch unter denen stattfindet, die diese Angebote konzipieren. Ich war im Wintersemester 2012/2013 an der Konzeption des Blended-Learning-Tutoriums zur Vorlesung „Medienpädagogik“ von Prof. Dr. Sandra Fleischer beteiligt und habe – gemeinsam mit meinen Kommilitoninnen Julia und Rebekka – dieses Tutorium im Sommersemester 2013 umgesetzt. Die Erfahrungen, die ich dabei gemacht habe, möchte ich hier teilen, sodass andere daraus lernen, die Fehler, die ich gemacht habe, vermeiden und so dazu beitragen können, dass die Qualität solcher Angebote weiter steigt.

Von Anfang an stand fest, dass mit der Konzeption des Blended-Learning-Tutoriums viel Arbeit auf uns zukommen würde. Damit ging sowohl eine hohe Verantwortung unsererseits gegenüber den Studierenden einher als auch ein Menge neuen Praxiswissens für uns. Unsere Metatutoren – Gretel, Isabell und Julian – haben diese Vorbereitung auf eine Art und Weise strukturiert, dass ich rückblickend sagen kann, gut vorbereitet gewesen zu sein, auch wenn es sich zu diesem Zeitpunkt nicht so angefühlt hat. Das betrifft vor allem organisatorische Aspekte, die man nur erfährt, wenn man mit Personen spricht, die ein solches Tutorium bereits ausgeführt haben (Ansprechpartner, um Räume zu reservieren; Fristen, um rechtzeitig den moodle-Kurs einzustellen etc.). Als besonders hilfreich erachte ich die paarweise Zusammenarbeit mit den Metatutoren des eigenen Vertiefungsgebiets, um so deren Erfahrungen aufbauen zu können und zu wissen, welcher Teil der inhaltlichen Vorbereitung wie wichtig ist und wann man getrost sagen kann, dass etwas reicht. Didaktisch und methodisch habe ich am meisten beim Workshop der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät zur Tutor/innen-Qualifizierung im Wintersemester 2012/2013 dazugelernt. Das hier vermittelte Wissen hat mir zu einer gefühlt höheren Handlungssicherheit bei den späteren Präsenzterminen verholfen. Insgesamt bleibt mir die Phase der Vorbereitung auf das eigentliche Blended-Learning-Tutorium als im Nachhinein sehr strukturiert in Erinnerung. Während der Konzeption hingegen war mir nicht immer klar, was bis zum Start des Sommersemesters zu erledigen ist, bereits fertig sein muss, was noch auf dem Schreibtisch liegen darf und welche Dinge wie dringend angegangen werden müssen. Das Prinzip des hohen Arbeitsaufwands und des ebenso hohen persönlichen Mehrwerts setzte sich bei der Umsetzung des Blended-Learning-Tutoriums fort.
Was die inhaltliche Seite des Blended-Learning-Tutoriums angeht, zeigte sich, dass es sinnvoll war, bei der Vorbereitung nicht an der Einarbeitungszeit in die eigene Theorierichtung zu sparen. Hier kompetent und mit fundiertem Wissen auftreten zu können, hat es mir ermöglicht, den Kopf für wichtigere Dinge frei zu haben, die sich weniger gut vorbereiten lassen, wie zum Beispiel dafür zu sorgen, dass eine aufwendigere Gruppenarbeit beim Präsenztreffen reibungslos abläuft.

Besonders wichtig war es für mich, zu lernen, wie sinnvoll Lernziele für die Studierenden gesteckt werden und auf welchem Wege man diese am besten erreicht. Dieser Bereich war vor der Konzeption des Blended-Learning-Tutoriums Neuland für mich und ich fühlte mich unsicher. Deshalb bin ich dankbar für das Feedback der Metatutoren zu Aufgabentypen und für die Diskussion darüber, ob damit die Lernziele des Tutoriums erreicht werden. Zusammen mit dem, was ich diesbezüglich aus dem Workshop zur Tutor/innen-Qualifizierung mitgenommen habe, hatte ich das Gefühl, auf eher direktem Weg die Lernziele zu erreichen, und diesen Weg gegebenenfalls den Studierenden auch erläutern zu können.

Als Herausforderung während des Blended-Learning-Tutoriums habe ich den Zeitaufwand und damit einhergehend das Problem, die Präsenztreffen sorgfältig vorzubereiten, wahrgenommen. Auch wenn ich von einem hohen Zeitaufwand ausgegangen war, hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich die Vorbereitung und Umsetzung des Blended-Learning-Tutoriums permanent zeitlich so vereinnahmen würde. Es ist ratsam, in dieser Zeit etwas kürzer zu treten und gegebenenfalls andere Veranstaltungen im Rahmen des Masters für ein Semester aufzuschieben, sodass man sich voll und ganz dem Blended-Learning-Tutorium widmen kann. An vielen Stellen hätte ich gern mehr Zeit investiert, um bei der Veranstaltung sicherer auftreten zu können, auch wenn sich nur zu sehr wenigen Zeitpunkten zeigte, dass mehr Vorbereitung zu einem noch flüssigeren Ablauf geführt hätte.

Als weitere Herausforderung habe ich es empfunden, erst bei der Umsetzung auf Punkte zu stoßen, an die man vorher nicht gedacht hatte, obwohl vermeintlich alles in der Planung berücksichtigt wurde. Beispielsweise hatten die Studierenden in meinem Vertiefungsgebiet einen zu bearbeitenden Text schon vor dem Blended-Learning-Tutorium mehrmals gelesen, sodass ich ihn hätte voraussetzen können. Solche Dinge vor der eigentlichen Veranstaltung festzustellen, spart sowohl den Studierenden als auch mir Zeit und eröffnet Ressourcen für Dringenderes. Dinge, mit denen man so nicht gerechnet hat, gibt es offenbar immer. Dazu zählt auch, dass nicht immer ausreichend Räume für die Präsenzveranstaltungen vorhanden waren.

Insgesamt kann ich zufrieden auf die beiden Semester zurückblicken. In wenigen Projekten und Veranstaltungen im Rahmen meines Bachelors oder Masters habe ich so einen großen Mehrwert durch die Verknüpfung von Praxis und Theorie erlebt. Auf die eigene theoretische Konzeption folgte direkt die Feuerprobe im Praxistest. Dieses schnelle Feedback auf die eigenen Überlegungen ist sehr lehrreich und in Lehrveranstaltungen eher selten. Dementsprechend schätze ich auch meinen Lernerfolg höher ein als in anderen Veranstaltungen des Masters Kommunikations- und Medienwissenschaft.

Was die inhaltliche Konzeption angeht, habe ich das Blended-Learning-Tutorium als rund empfunden. Die Ergebnisse der Projektarbeit der Studierenden und ihr Feedback deuten auch in diese Richtung. Ich bin nach wie vor erstaunt, mit welcher Hingabe und Liebe zum Detail die Kleingruppen in den Vertiefungsgebieten ihre Projekte analysiert und diese Ergebnisse dann wiederum festgehalten haben. Bei einem nächsten Mal würde ich versuchen, den Studierenden in dieser Hinsicht mehr Raum zu lassen und mehr Mut zu haben, ihnen bei ihrer Projektarbeit mehr Freiheiten zu geben. In meinem Vertiefungsgebiet hat sich gezeigt, dass die Aufgabenschritte der Projektarbeit, in denen die Kleingruppen mehr Freiheiten hatten – zum Beispiel bei der Visualisierung des Projektablaufs oder des Festhaltens der Ergebnisse in einem Wiki – zu runden, umfangreichen und oft aufwendig gestalteten Endergebnissen führten. Umso ärgerlicher ist es, dass das Blended-Learning-Tutorium nicht weitergeführt wird.

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Wir für die TutorInnen – beim Facharbeitskreis Tutorienarbeit

Dass Tutorienarbeit und TutorInnen-Qualifizierung an (sächsischen) Hochschulen nicht den Stellenwert einnimmt, der eigentlich angemessen wäre, wird immer wieder deutlich – u.a. daran, dass es nur wenige, und z.T. sehr vereinzelte Angebote gibt. Und daran, dass sich die Engagierten  kontinuierlich um Anerkennung und vor allem dauerhafte Finanzierungen bemühen müssen. Das beste Beispiel dafür ist wohl die fakultätsübergreifende Tutor(inn)en-Qualifizierung der Uni Leipzig. Micha Hempel und seine ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen kämpfen unerlässlich, doch aktuell steht ihre Existenz wieder auf der Kippe.

Umso wichtiger ist es, dass bereits beim HDS.Forum 2012 an der TU Chemnitz von Micha und Franziska Klemens ein Arbeitskreis zum Thema Tutorienarbeit und TutorInnen-Qualifizierung initiiert wurde.  Im November hatten sich mit der Qualifizierung von TutorInnen betraute, interessierte Lehrende und Studierende zusammengefunden, um den Status Quo in Sachsen zu erheben, Erfahrungen auszutauschen und eine Vernetzung der Akteure anzuregen. Die Ergebnisse dieser ersten Session haben Micha, Franziska und Stefanie Wiemer in einem Beitrag für das HDS.Journal zusammengefasst.

Am 1. und 2. Juli fand nun ein weiteres Treffen des Arbeitskreises statt, dieses Mal in Leipzig, in den Räumen des Hochschuldidaktischen Zentrum Sachsen (HDS). Micha und Franziska hatten sich freundlicher Weise bereit erklärt, die Veranstaltung zu organisieren und zu moderieren. Neben dem (erneuten) Einblick in die Arbeit einzelner Hochschulen und Akteure gab es vor allem viel Raum für Erfahrungsaustausch, die Diskussion über grundlegende Rahmenbedingungen für den Einsatz von TutorInnen und grundlegende Inhalte von TutorInnen-Qualifizierung. Hier nahm vor allem die Frage, ob eine Qualifizierung fächerübergreifend oder fachspezifisch erfolgen soll, viel Raum ein. Die Meinungen gingen diesbezüglich stark auseinander, ein Konsens kann wohl auch nicht gefunden werden…

Bereits am ersten Tag nutzten wir die Gelegenheit und bildeten eine Untergruppe, die sich konkret mit dem Thema E-Tutorien beschäftigte – dabei kamen Vertreterinnen der HTWK Leipzig, der TU Dresden und eben wir von der Uni Leipzig (zu diesem Zeitpunkt Karla und ich, später kam auch Gretel hinzu) zusammen. Auffällig war dabei, dass zwar an allen drei Hochschulen E-TutorInnen ausgebildet und eingesetzt werden – von einem einheitlichen Begriffsverständnis sind wir dabei aber weit entfernt. Entsprechend unterscheiden sich auch die Rollen und Aufgaben der einzelnen TutorInnen. Während die E-TutorInnen an der TUD unter der Leitung von Corinna Jödicke vor allem als Coaches Studierendengruppen bei der Bearbeitung von Fallstudien begleiten, bildet Katja Hornoff Studierende an der HTWK zu E-TutorInnen aus, die dann Lehrende beim Einsatz technologiegestützter Elemente in der Lehre unterstützen und damit eher die Rolle von GestalterInnen und „TechnikerInnen“ übernehmen. Bei uns dagegen sind die TutorInnen alles in einem: Gestalter & Planer, Coach & Moderator, und in gewisser Weise auch „Techniker“.

Aus diesen unterschiedlichen Aufgaben der TutorInnen ergeben sich notwendigerweise natürlich auch unterschiedliche Inhalte der entsprechenden Qualifizierungsinhalte. Gemeinsamkeiten konnten wir dennoch ausmachen. In allen drei Angeboten spielen Grundlagen computervermittelter Kommunikation, das Thema Motivation und die Arbeit mit (Lern-)Platfformen eine wesentliche Rolle. Je nach Projekt kommen ergänzend hinzu: die Grundlagen der Planung (von Lehr-Lern-Angeboten), Grundlagen der Didaktik, Gruppenprozesse und/oder Konfliktmanagement.

Allen drei Projekt gemein sind zudem Probleme wie der Anerkennung (bzw. Vergütung) der Leistung/Arbeit der TutorInnen, die (mangelnde) Transparenz nach außen sowie der Einsatz von Instrumenten zur Reflexion und damit einhergehend die Dokumentation der Arbeit und der Erfahrungen. (Mit diesen Problemen sind wohl aber alle konfrontiert, da gibt es kaum Unterschied zu „klassischen“ Angeboten der Tutorienarbeit).

Gerade aber weil unsere Angebote und unsere Erfahrungen so unterschiedlich sind, wollen wir uns in Zukunft stärker vernetzen und gern auch andere Akteure und Interessierte in unseren kleinen Arbeitskreis integrieren. Dazu werden wir zunächst einen Kurs im Moodle der Uni Leipzig anlegen (dies ist v.a. damit zu begründen, dass Mitglieder aller sächsischen Hochschulen ohne Probleme mit ihrem Hochschul-LogIn auf Moodle zugreifen können), in dem wir dann Materialien und Konzepte, Ideen und Erfahrungen austauschen und mögliche Interessierte, aber auch potenzielle AnsprechpartnerInnen und ExpertInnen zusammentragen wollen. Ein weiteres Thema soll die Erprobung möglicher Methoden und Instrumente zur Reflexion und Dokumentation (z.B. der Einsatz von (E-)Portfolios)) sein.

Auch ein nächstes Treffen haben wir schon anvisiert. Der Workshop on E-Learning, der im September an der HTWK stattfinden wird,  bietet eine gute Gelegenheit, sich noch einmal zusammenzusetzen. (Gleiches gilt möglicherweise für das diesjährige HDS.Forum, im November in Zittau). Bis dahin werden wir, entsprechend unserer alltäglichen Arbeit, also vor allem online aktiv sein.

Dank gilt in jedem Falle Micha und Franziska für den Anstoß zum Arbeitskreis, für die Vorbereitung, Durchführung und Moderation sowie zwei tolle und anregende Tage. Auf ein Neues im November in Zittau, wo dem Thema wieder eine Session beim HDS.Forum gewidmet werden soll.

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